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VIVA L´ITALIA

Louis Lewandowski Festival 2022

Niemals vor der Gründung des Staates Israel lebten Juden so unterschiedlicher Herkunft zusammen und in einer so anregenden (wenn auch manchmal bedrohlichen) Umgebung wie in Italien.

Dem Land, das sie auf Hebräisch I-Tal-Yah, „Insel des göttlichen Taus“, nennen. Als Knotenpunkt der Weltkultur ist Italien seit über zweitausend Jahren ein Zufluchtsort für verschiedene Einwanderungsschichten aus den vier Ländern der Diaspora. Dies ermöglichte die Koexistenz der besonderen italienischen, sephardischen (oder Spagnoli) und aschkenasischen (oder Tedeschi) Identitäten, Rituale und Traditionen. Dies begann zu Beginn der Neuzeit in den Ghettos der Renaissance und setzte sich während der Emanzipation (19. Jahrhundert) bis in die Gegenwart fort. Das diesjährige Festival ist diesen Traditionen gewidmet.

Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene jüdisch-italienische Dialekte, Speisen, Bräuche und Melodien heraus- gebildet, die den Einfluss der Gemeinden, aus denen sie stammen, auch dann noch zeigen, nachdem Jiddisch und Ladino als gesprochene Sprachen aufgegeben worden waren. Die italienischen Juden haben sich erfolgreich zwischen Tradition, Vielfalt, religiösen Konflikten, Emanzipation, Kosmopolitismus und Multikulturalismus bewegt, und das alles im Herzen des Christentums.

Die besondere Geschichte Italiens spiegelt sich in der Tat in den jüdischen Melodien wider. Jede Gemeinde hat je nach ihrer Herkunft einen eigenen Stil von Synagogenliedern entwickelt. Einige Gruppen haben den alten italienischen Minhag (Ritual) beibehalten, der sich von den sephardi- schen und aschkenasischen vor allem in der Kantillation der Tora (hebräischer Pentateuch) und in der Aussprache des Hebräischen unterscheidet. Gleichzeitig behielten die

im Laufe der Zeit nach Italien eingewanderten Juden ihre ursprünglichen (sephardischen, aschkenasischen) Rituale bei, passten sie aber an das jüdische und nichtjüdische ita- lienische musikalische Umfeld an und übernahmen oft die lokale Aussprache des Hebräischen. In allen Gemeinden war der Einfluss der italienischen Kunst- und Volksmusik enorm: Volksweisen, aber auch die berühmteste Musik Italiens, die Oper und der Belcanto-Gesangsstil, wurden in die Liturgie integriert. Einige in Italien entstandene jüdische Melodien wurden in der Diaspora verbreitet, wo sie noch heute zu finden sind.

Aufgrund von Migration, Verfolgung und Assimilierung sind viele der bis vor dem Zweiten Weltkrieg bestehenden mu- sikalischen Traditionen heute verloren. Dennoch bewahrt die heutige italienische jüdische Gemeinde, die weniger als dreißigtausend Menschen zählt, mit ihren lokalen Unter-schieden und Strömungen ihre multikulturelle Welt in ihrer Musik.

Dr. Francesco Spagnolo

Die Künstler 2022

Auf das Repertoire des 16. und frühen 17. Jahrhunderts spezialisiert, hat sich das Ensemble Profeti della Quinta zum Ziel gesetzt, für ein heutiges Publikum lebhafte und ausdrucksstarke Aufführungen zu schaffen. Insbesondere wird das durch den Einbezug der Aufführungspraxis der jeweiligen Zeit erreicht.
Kol Zimrah, was so viel wie „Stimme des Gesangs“ bedeutet, begann 1996 als Gemeindechor. Heute umfasst die Gruppe Mitglieder auch aus anderen Synagogen im Großraum Chicago sowie einige Sängerinnen und Sänger, die keiner Gemeinde angehören. Der Chor bietet Singenden mit unterschiedlichem Hintergrund ein gemeinsames Forum für das Streben nach musikalischer Exzellenz.
Der Coro Ha-Kol (Die Stimme) wurde im Dezember 1993 auf Initiative einiger Sänger des Tempio Maggiore, der größten Synagoge Roms, sowie anderer Liebhaber der jüdischen Musiktradition gegründet.
Im 14. Jahr des Louis Lewandowski-Festivals, wird zum ersten Mal ausschließlich Musik orientalischer Juden zu hören sein, deren Melodien, Tonarten und die Auswahl der Instrumente sehr von der Musikkultur ihrer arabischen Herkunftsländer im Nahen Osten und Nordafrika geprägt sind.
Der Adi Classical Young Choir des New Vocal Ensemble wurde 2006 von Yishai Shteckler und Goni Bar Sela gegründet. Seit 2009 zeichnet Musikdirektor und Dirigent Oded Shomrony verantwortlich. Der Chor tritt auf in Abonnement-Konzerten von Orchestern und mit verschiedenen a-cappella-Programmen bei HaMishkan LeOmanuyot HaBama, während des Abu Ghosh Festival, im Jerusalem Music Center, dem Tel Aviv Museum der Künste, dem Felicja Blumental Music Center und der Mormonen Universität, Jerusalem.
Das Synagogal Ensemble Berlin (SEB) wurde 2002 von Regina Yantian als Konzertensemble gegründet. Es besteht aus acht bis zwanzig professionellen Sängern, ..

Impressionen 2022

Grussworte 2022

Ich freue mich, dass – trotz Corona bedingter Einschränkungen – bereits zum elften Mal in Berlin das Louis Lewandowski Festival stattfindet. Es ist zu einer schönen Tradition geworden und ein fester Bestandteil im Kulturkalender unserer Stadt.
Der Ministerpräsident von Brandenburg, Dr. Dietmar Woidke: Ganz in diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein wunderbares Festival mit ergreifenden Konzerten und schönen gemeinsamen Stunden, wo auch immer Sie das Louis Lewandowski Festival verfolgen.
Liebe Festivalbegeisterte, liebe Besucherinnen und Besucher, in diesem Jahr treffen zum Louis-Lewandowski-Festival gleich drei Feieranlässe zusammen: 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, die Krönung der Orgel zum „Instrument des Jahres“ und schließlich der 200. Geburtstag des Namensgebers dieses wunderbaren Festivals, des herausragenden Komponisten Louis Lewandowski.