REGINA YANTIAN
KÜNSTLERISCHE LEITERIN

Seit der ersten Stunde ist die Musikwissenschaftlerin Regina Yantian künstlerische Leiterin des Louis Lewandowski Festivals, das in diesem Jahr bereits zum dreizehnten Mal in Berlin stattfindet. Jedes Jahr kommen jüdische Chöre aus aller Welt in Berlin zusammen, um Kostbarkeiten der synagogalen Musik verschiedener Regionen und Epochen zur Aufführung zu bringen und auch manchmal mit dem Publikum zu singen.

Dabei gelingt es Regina Yantian immer wieder, verborgene Schätze in Musikarchiven und aus privaten Beständen zusammenzutragen und aufzuführen. Ihre ertragreichste Quelle für die jährlichen Festivals ist die Nationalbibliothek in Jerusalem, in der sich 325 persönliche Archive und unzählige Manuskripte befinden, die darauf warten, entdeckt und aufgeführt zu werden.
„Es ist mir ein großes Anliegen, Synagogalmusik aufzuführen, die in Vergessenheit geraten ist. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Wiederbelebung jüdischen Kultur. Diese Kultur, in der Chöre eine wichtige Rolle in jüdischen Gottesdiensten spielen, ist eher eine Tradition, die sich in westlich-aschkenasischen und teilweise auch im östlich-aschkenasischen Gemeinden entwickelt hat. In den vergangenen 12 Jahren haben wir in unserem Programm den Schwerpunkt auf diese Tradition gelegt.“

In diesem Jahr jedoch, dem 75. Jahr seit der Gründung des Staates Israel möchte sie einen neuen Schritt wagen.
Sie möchte zumeist religiöse Musik aus Israel vorstellen, die jedoch nicht zwangsläufig in Synagogen gesungen wird, sondern Teil der israelischen Musikkultur geworden sind.
Dabei soll nicht ausschließlich Musik aschkenasischer Komponisten vorgestellt werden – wie etwa beim Jubiläum vor 5 Jahren, sondern ganz bewusst auch die Musik der Einwanderungsgruppen aufgeführt werden, die aus Ländern Nordafrikas, Zentralasiens und dem Nahen Osten eingewandert sind und heute die musikalische Klanglandschaft Israels sehr prägen.
Im Gegensatz zur aschkenasischen Musik, die in der Chormusik eine selbstverständliche Rolle spielt, ist orientalische Musik geprägt von einstimmigem Gesang mit Instrumentalbegleitung.
Daher freut sich Regina Yantian besonders, dass sie in diesem Jahr die persisch-stämmige israelische Sängerin Maureen Nehedar mit Begleitung sowie das Yamma Ensemble aus Israel, das Melodien aus Irak, Buchara und Thessaloniki spielen wird, gewinnen konnte.

Außerdem führen der Nashira Choir aus Philadelphia, der Geffen Choir aus Israel sowie das Synagogal Ensemble Berlin Musikwerke auf, in denen Lieder aus der gesamten jüdischen Melodienwelt für Chöre arrangiert wurden. Dadurch kommt es zu einer Verschmelzung aus westlichen und östlichen Traditionen, die ihren besonderen Charme haben und außerhalb Israels selten zu hören sind.