Anna Segal und ihr Oratorium "Todesfuge" nach Paul Celan

Die bekannte israelische Komponistin Anna Segal hat umfangreiche Erfahrungen als Musikerin. Sie arbeitete bereits mit einer Vielzahl musikalischer Institutionen und hatte das Glück, mit den Symphonikern der Berliner Philharmonie sowie unter Leitung des israelischen Dirigenten Lior Shambadal aufzutreten.

Darüber hinaus komponiert sie Musik für Orchester, Chöre, Quintette, Suiten sowie Filmmusik und Musik für Kinder. Für eines ihrer letzten Stücke war sie auf der Suche nach einem passenden Motiv, das sich mit dem Holocaust befasst. Die israelische Musikerin wollte etwas schaffen, das vor allem aus künstlerischer Sicht von Bedeutung ist und von dieser Tragödie berichtet. Durch den Hinweis eines Freundes auf das Werk die „Todesfuge“ von Paul Celan war das letzte Puzzleteil gefunden. Es ist vor allem die tragische Tiefe des Textes, welche Anna Segal berührt.

Es gelingt Celan gleichzeitig als Beobachter wie auch als Opfer der Tragödie des jüdischen Volkes zu schreiben. Gleich zu Beginn nutzt er das Bild der schwarzen Milch, die sich gefärbt hat und symbolisch den Schmerz und den Horror der damaligen Welt beschreibt. In der Todesfuge gibt es kein Happy End – und das kann es auch nicht geben.

Um allerdings ein positives, ein hoffnungsvolles Ende zu schaffen, bediente sich Anna Segal bei einem anderen Werk Celans „Tenebrae“. In dessen letzten Zeilen heißt es dass das jüdische Volk in den Himmel aufsteigt und an der Seite seines Herren ist. Ein wunderschönes Symbol für Hoffnung und Vergebung.

Als das fertige Stück Segals Großmutter Frida, einer Holocaust-Überlebenden, vorgespielt wurde, konnte diese nicht bis zum Ende zuhören. Tränen liefen über ihr Gesicht.

Die israelische Komponistin wird die Premiere ihrer Komposition beim Festival ihrer Großmutter Frida widmen. Die musikalische Interpretation des Werkes von Paul Celan nimmt den Zuhörer auf eine Reise mit, die die Geschichte des jüdischen Volkes sehr lebhaft erzählt und den starken Worten des Gedichtes neues Leben einhaucht.

Der israelische Dirigent Mark Wolloch, hatte in Jerusalem in die Todesfuge in der Fassung für Klavier und Bariton gehört und ließ sich sofort von dieser Musik inspirieren.  Im Rahmen des Festivals wird Mark Wolloch die Premiere dirigieren. Mark Wolloch als auch Paul Celan wurden beide in Chernovitz geboren. Was für ein Zufall und wie symbolträchtig.

Fotos von Alex Vanzetti und Nathan Yakobovitch

Anna Segal and her oratorio "Todesfuge" after Paul Celan

Well known Israeli contemporary composer Anna Segal has extensive musical experience. She is working with different musical collectives and has been lucky to collaborate with the Berliner Symphonic Orchestra in Berlin and the great Israeli conductor Lior Shambadal. She composes music for orchestra, choir, quintet, suites, pieces for solo instruments, film scores as well as music for children.
One of her latest piece has been focussed around the holocaust. She wanted to create something important that, in artistic form, will tell the world more about this tragedy. By chance a friend drew her attention to the poetry of Paul Celan. And the jigsaw puzzle was completed.

The poem is in narrative form, and is from the perspective of the persecuted Jewish people. The poem begins with a very bright image – “black milk…” The white milk in Celan´s poetry turns black, symbolic of the world turning over to pain and horror.
The obsessive repetition of those lines being the only thing left when all capacity to think is lost in the darkness.

Celan’s poem does not have a happy end, and it cannot be in that situation, so Anna Segal decided to take a line from another well-known Celan’s poem “Tenebrae” for the end of this composition. In the final lines, the Jewish people ascend to “heaven”, they are next to the Lord. It seems to her that this is symbolic end, so the last passage sounds in major, as a symbol of hope and forgiveness.

When this musical piece was finished, Anna Segal played it to her grandmother Frida, who survived the Holocaust. She could not listen to the end, tears welling in her eyes. The Israeli composer will dedicate the premiere of “Todesfuge” at the festival to her grandmother. Anna Segal´s personal interpretation of Paul Celan´s poem is taking the listener on a journey into the memory of the Jewish people. The music is giving the poetry of Celan colour and maybe a new life.

Israeli conductor Mark Wolloch, has been to the Todesfuge in version for piano and Baritone in Jerusalem and he was inspired by this music immediately.  At the festival Mark Wolloch will conduct the premiere. Mark as well as Paul Celan were born in Chernovitz. What a coincidence and how symbolic.

Photo by Alex Vanzetti and Nathan Yakobovitch