Mit neun Jahren wurde sie für den Kinderchor des staatlichen Rundfunks entdeckt. Doch ihr traditionell eingestellter Vater legte sein Veto ein: Ein jüdisches Mädchen solle nicht im persischen Rundfunk singen! Jeanette, ein neugieriges, wissbegieriges und handwerklich begabtes Mädchen, wusste schon früh, dass sie nicht in dieses Persien gehörte… Durch einen jüdisch-zionistischen Club im Norden Teherans, erfuhr sie von einer Organisation, die es ihr ermöglichen könnte, nach Israel auszuwandern. Nach einem mühsamen, beinahe sisyphusartigen Kampf gelang ihr die „Flucht“ nach Israel – unter der Bedingung, dass sie in einem religiösen Umfeld erzogen würde. Jeanette traf – inzwischen 15jährig – im Jugenddorf „Kfar Hasidim“ ein.
In den ersten dreizehn Jahren nach ihrer Auswanderung verschloss sich Jeanette allem, was persisch klang. Erst 1985, während eines einjährigen Aufenthalts in Westafrika, wohin sie ihren Mann begleitete, kehrte die Erinnerung zurück: Die Musik ihrer Kindheit begann wieder in ihr zu erwachen. Dieser Moment markierte den Beginn eines Prozesses der Versöhnung und Erneuerung. Seitdem widmet sie sich dem Sammeln, Klassifizieren, Studieren, Aufführen und Unterrichten verschiedener Formen persischer Musik.
Ein herausragendes Merkmal der persischen Musik, das Jeanette meisterhaft beherrscht, ist die spezielle Trillertechnik ‘Chah Chah‘ (Vogelgezwitscher). Dieses Element ist hoch angesehen und anspruchsvoll, da es besonderes Talent und höchste Präzision erfordert.
Begleitet von erstklassigen persischen Musikern, die auf authentischen Instrumenten spielen, trägt sie die mitreißenden, edlen und subtilen Lieder der persischen Musik wunderschön vor. Darüber hinaus tritt Jeanette mit einer virtuosen Gruppe israelischer Musiker auf, die klassische orientalische Instrumente spielen. Gemeinsam interpretieren sie Originalwerke des Ensembles sowie neue Lieder, Texte und Improvisationen traditioneller orientalischer Musik. Jeanette hat an zahlreichen israelischen und internationalen Festivals teilgenommen. Sie gab u. a. Konzerte auf Zypern und Malta sowie in Wien und Los Angeles.
Oren Israeli
